KIRCHENBEGASUNG

Begasung der Wallfahrtskirche „Maria Trost“ in Fernitz

Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Maria Trost befindet sich mitten in Fernitz in der Steiermark/Österreich.

Sie ist eine bedeutende spätgotische, dreischiffige Hallenkirche, die von 1506 bis 1514 erbaut wurde und eine bemerkenswerte Gewölbelösung im Chorbereich aufweist. An das dreischiffige, vierjochige Langhaus anschließend folgt ein Hallenumgangschor mit einem zentralen Mittelpfeiler, der als sechseckiger Zentralraum gesehen werden kann. Im Langhaus besteht das Gewölbe aus jochweise gebildeten Rippensternen, die im breiteren Hauptschiff reicher gestaltet sind. Die Kirche ist innen 34 m lang und 16 m breit, die verzierten Fenster sind 9 m, die Pfeiler 16 m hoch.

Die Ausstattungen der Kirche, wie Altäre, Gestühle und Orgel, waren von Anobien, nämlich vom Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum), befallen. Er wird im Volksmund „Holzwurm“ genannt. Im Holz fressen die Larven, während die flugfähigen, dunkelbraunen Käfer nur der Vermehrung und Verbreitung dienen. Das Weibchen kann bis zu 40 Eier legen oftmals in die alten Fluglöcher oder in Holzritzen.

Imago des Gewöhnlichen Nagekäfers und Bohrmehlauswurf

Der Befall zeigt sich anfänglich an herausrieselndem Bohrmehl und dann an den schrotschußartig verteilten kleinen kreisrunden Fluglöchern. Als Bekämpfungsmaßnahme wurde vom Auftraggeber und der Diözese Graz-Seckau die Begasung im Altarion Viklean®-Verfahren Fa. Binker Materialschutz GmbH ausgewählt. Bei diesem Begasungsverfahren wird das Begasungsmittel Sulfuryldifluorid (Vikane) nochmals direkt vor Ort vor dem Einleiten in den Kircheninnenraum mit Spezialfiltern von herstellungsbedingten Verunreinigungen gereinigt. Korrosionsschäden oder sonstige negative Veränderungen von Oberflächen werden dadurch sicher ausgeschlossen. Die Begasung wurde vom 19. bis 22. Juno 2012 ausgeführt. Vorher wurden alle Fenster, Türen und sonstige Öffnungen des Langhauses, Chores, der Sakristei und Gallerkapelle mit Gassperrfolie gasdicht versiegelt. Für die Abdichtung der hochliegenden Fenster musste eine fahrbare Hebebühne eingesetzt werden. Bei den Abdichtarbeiten wurde darauf geachtet, dass das am Scheitel des süd-östlichen Chorfenster vorhandene riesige Wildbienennest aus Naturschutzgründen nicht beeinträchtigt oder gar geschädigt wurde. Im nicht mitbegasten Dachraum der Kirche wurde zusätzlich zum Schutze von Mauerseglern und Fledermäusen eine Luftverdünnungsanlage installiert und betrieben. Die ausreichende Dichtigkeit der Kirche wurde nach den Abdichtarbeiten mittels eines Drucktestes geprüft.

Vikane (Sulfuryldifluorid) Stahlzylinder (links) und schützenswertes Wildbienennest (rechts)

Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Begasung wurden mit lebenden Anobienlarven bestückte Testblöcke aus Holz in den zu begasenden Kircheninnenraum eingebracht. Um weniger Begasungsmittel einsetzen zu müssen, wurde im großvolumigen Kircheninnenraum noch ein überdimensionaler Luftballon aufgeblasen, der das Raumvolumen der Kirche künstlich verkleinerte. Die Entnahme des unter Überdruck stehenden Begasungsmittels erfolgte aus ca. 100 kg schweren Vikane-Stahlzylindern. Während der Begasung konnte die Gaskonzentration im Kircheninnenraum laufend über Messgeräte abgerufen und überwacht werden. Ebenfalls kontinuierlich gemessen wurde die Luft der Umgebung der Kirche. Es konnten keinerlei Gasspuren registriert werden. Dies zeigte die hervorragende Abdichtqualität.

„Freimessung“: Es sind keine Gasspuren an Sulfuryldifluorid mehr in der Kirche und den Nebenräumen zu messen (links) sowie Auswertung der Testblöcke (rechts)
Mittels einer Fumiguide-Computersoftware wurde der Endpunkt der Begasung errechnet. Nach 62 Stunden Einwirkzeit des Begasungsmittels konnte hiernach die Belüftung der Kirche eingeleitet werden. Das Begasungsmittel wurde hierzu über vorher verlegte Absaugleitungen über Dach kontrolliert abgelüftet bis letzte Gasspuren im Kirchenraum beseitigt waren. Mittels hochsensibler Gasspürgeräte konnte dies bestätigt und nachgewiesen werden. Die Freigabebescheinigung zur Dokumentation der Gasfreiheit zum gefahrlosen Wiederbetreten aller Kirchenräume konnte final ausgestellt werden. Die nachträgliche Auswertung der mitbegasten Testblöcke bei der Materialprüfanstalt Brandenburg GmbH in Eberswalde attestierte eine 100%ige Wirksamkeit der Begasung, denn alle Anobien-Testlarven waren abgestorben.

 

 

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